Irina Tscherkasjanowa ist eine der zwei Preisträgerinnen des diesjährigen Georg-Dehio-Kulturpreises. Sie erhält den Ehrenpreis für die Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Leningrader Deutschen von 1941 bis 1955. Sie recherchierte mehr als 4000 Opfer und machte deren Schicksale durch das Buch „Die Leningrader Deutschen - Das Schicksal der Kriegsgenerationen" und eine vielbeachtete Podiumsdiskussion einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
Das Deutsche Kulturforum östliches Europa e.V. verleiht den Georg Dehio-Kulturpreis in diesem Herbst zum sechsten Mal. Mit dieser vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bernd Neumann, dotierten Auszeichnung werden Persönlichkeiten und Initiativen geehrt, die sich in vorbildlicher Weise mit den Traditionen und Interferenzen deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa bewahrend, zukunftsorientiert und im partnerschaftlichen Dialog auseinandersetzen. Der Georg Dehio-Kulturpreis ist aufgeteilt in einen mit 7.000 € dotierten Hauptpreis und einen mit 3.000 € dotierten Ehrenpreis.
Zur Person:
Irina Tscherkasjanowa wurde am 09. Dezember 1955 in Karaganda (Kasachstan) geboren. Sie studierte Geschichte an der Staatlichen Universität Karaganda mit dem Schwerpunkt Archeologie und schloss diese 1977 erfolgreich ab. Nach dem Studium arbeitete sie einige Jahre als Schullehrerin in Karaganda und Nowosibirsk. 1982 siedelte sie mit ihrer Familie nach Omsk. Dort arbeitete sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Omsker Staatlichen Museum für Geschichte und Literatur. Sie arbeitete in der Abteilung für sowjetische Geschichte. Mehr als zehn Jahre widmete sie der Forschungs- und Ausstellugstätigkeit zur Geschichte der Region in den 20er bis 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Ihr besonderes Interesse galt den „weißen Flecken“ der Geschichte, unter Anderem untersuchte und sammelte sie das Material zu Enteignungen der 30er Jahre. 1990 wurde sie Leiterin der Abteilung für Wissenschaft und Ausstellungen. Neben ihrer musealen Tätigkeit arbeitete Irina Tscherkasjanowa mehrere Jahre mit der sibirischen Filiale des Russischen Instituts für Kulturologie im Bereich der Bewahrung des Kulturerbes zusammen. Sie organisierte eine Reihe von Dauer- und Sonderausstellungen, nahm an wissenschaftlichen Konferenzen teil, wirkte in der Gesellschaft „Memorial“ sowie bei mehreren TV- und Radiosendungen zu musealen Themen mit.
Seit Beginn der 90er Jahre beschäftigt sie sich intensiv mit der Geschichte der Russlanddeutschen. Nicht zuletzt dank ihrem Engagement entstand die erste ethnografische Sammlung, welche den Grunstock der heutigen Dauerausstellung zu dieser Volksgruppe im Omsker historisch-heimatkundlichen Museum bildet.
Irina Tscherkasjanowa ist Vorstandsmitglied der Internationalen Assoziation der Forscher russlanddeutscher Geschichte und Kultur. 1994 promovierte sie an der Omsker Staatlichen Universität zum Thema „Deutsche Schulen in Sibirien seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis 1938“. Seit 1994 lebt sie in Sankt Petersburg. Sie arbeitet als leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Petersburger Filiale des Wawilow-Instituts für Naturkunde und Technik der Russischen Akademie der Wissenschaften. Sie führt ihre Forschungstätigkeit im Bereich der russlanddeutschen Geschichte weiter – nimmt an wissenschaftlichen Konferenzen und Diskussionen teil, tritt mit Vorträgen auf, forscht und schreibt. Im Jahr 2011, zum 70. Jahrestag der Deportation der Russlanddeutschen erschien im Verlag IVDK-Medien und im Rahmen des Programms „Förderung der Avantgarde“ ihre Monographie „Die Leningrader Deutschen - Das Schicksal der Kriegsgenerationen". Für diese fundierte Arbeit wurde ihr von der Jury des Georg-Dehio-Kulturpreises der Ehrenpreis zugesprochen.
Wir gratulieren Irina Tscherkasjanowa ganz herzlich zu dieser Ehrenauszeichnung und wünschen ihr auch weiterhin alles Gute!
Weitere Informationen zum Georg-Dehio-Kulturpreis: www.kulturforum.info
Es wurden Informationen von http://museum.omskelecom.ru verwendet.
08.02.2024
Institut für ethnokulturelle Bildung schreibt den Wettbewerb für studentische Forschungsprojekte zum Thema aus: "Schule, Gymnasium, Universität im russisch-deutschen Diskurs (zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant)".
02.12.2022
In der E-Bibliothek der Russlanddeutschen „RusDeutsch“ gibt es eine Neuerscheinung: 2 (12). Ausgabe des „Jahrbuchs der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen“. Die Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift enthält 13 Beiträge für drei Rubriken: „Geschichte“, „Ethnografie“, „Russland und Deutschland“.
15.10.2022
Ende September fand in Nürnberg die wissenschaftliche Konferenz „Stand und Perspektiven der Erforschung und Vermittlung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen“ statt. Veranstalter: Wissenschaftliche Kommission für die Deutschen in Russland und in der GUS (WKDR) in Kooperation mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR)-
01.07.2022
In der neuen Ausgabe des Jahrbuches der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, das vom Institut für ethnokulturelle Bildung herausgegeben wird, sind Beträge über Schwarzmeerdeutsche, Transkaukasiendeutsche, Wolgadeutsche, sowie über die Briefe der Sondersiedler, ethnische Identität der Deutschen in Russland und in Kasachstan, über die Küche und Hochzeitseinladungen der Wolgadeutschen zu finden.
05.05.2022
Historiker Dr. Alfred Eisfeld erhielt Ende April in Berlin die Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen. Zu seinen Trägern zählen u.a. Dr. Angela Merkel (2014), Bundeskanzlerin, Dr. h.c. Joachim Gauck (2019), Bundespräsident a.D., Klaus Johannis (2010), heute Präsident Rumäniens.
17.02.2022
Das Deutsch-Russische Lehr- und Wissenschaftszentrum der Russischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften (RGGU), das Institut für Ethnokulturelle Bildung und das Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN e.V.) schreiben gemeinsam den 5. Forschungswettbewerb für Bachelor- und Masterstudierende sowie Doktoranden aus.
06.10.2021
Am 2. Oktober verstarb im Alter von 96 Jahren Lew Malinowskij, ein großer wissenschaftlicher Historiker, ein herausragender Forscher der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, einer der Begründer der modernen Geschichtsschreibung der Russlanddeutschen und Gründer der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen.
19.09.2021
Anlässlich des 80. Jahrestags der Deportation der Russlanddeutschen in der UdSSR ist das Buch „Die Republik der Wolgadeutschen“ von Arkadi German im BKDR Verlag erschienen. Aus dem Russischen von Christine Hengevoß.
19.08.2021
Vom 28. bis 29. Oktober findet zum sechsten Mal das jährliche kulturhistorische Seminar für junge Forscher aus Russland und Deutschland statt, die sich mit dem kulturellen und historischen Erbe der Russlanddeutschen beschäftigen. Sie können sich bis zum 15. September bewerben.
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Im Vorfeld des 80. Gedenk- und Trauertages der Russlanddeutschen präsentiert der Internationale Verband der deutschen Kultur (IVDK) das Online-Projekt „Sowjetdeutsche während des Großen Vaterländischen Krieges: Tragödie und Heldentat“. Die Online-Ausstellung haben die Mitglieder des Assoziation-Vorstandes entwickelt.