Am 19. März wurde im Deutsch-Russischen Haus in Moskau die Ausstellung „Das deutsche Wolgagebiet. Eine unvollendete Fotogeschichte“ eröffnet. Die historische Fotogalerie zeigt die guten und schlechten Seiten des Lebens der Deutschen Wolgaautonomie.
Die Ausstellung zeigt historische Fotografien vom Leben in dem deutschen Wolgagebiet (1918-1941) aus den Sammlungen russischer und deutscher Staatsarchive, von denen viele bisher nicht veröffentlicht worden sind.
Die Fotoausstellung wurde erstmals am 12. April 2018 zu Ehren des 20-jährigen Jubiläums der Moskauer Deutschen Zeitung im Fotozentrum der Brüder Lumière in Moskau eröffnet. Im selben Jahr bereiteten wir uns auf die Feier des 100. Jahrestages der Gründung der Deutschen Wolgaautonomie vor, sodass wir auf Initiative unserer Verlegerin Olga Martens beschlossen, die Ausstellung einem noch größeren Jubiläum zu widmen“, sagt Olga Silantjewa, stellvertretende Chefredakteurin der „Moskauer Deutschen Zeitung“ und Vorstandsmitglied der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen.
Die Ausstellung war bereits in vielen Städten Deutschlands zu sehen. Dieses Jahr jedoch soll sie in den Städten Russlands veranstaltet werden.
„Die Bilder der Filmchronik, die Sie in der Ausstellung sehen können, gibt Ihnen eine bessere Vorstellung davon, wie das Leben der Deutschen in der Wolgadeutschen Republik war. Zu sehen sind archivierte Aufnahmen über das traditionelle deutsche Alltagsleben, die schreckliche Hungersnot von 1921 bis 1923, den Wiederaufbau und die Entwicklung der Landwirtschaft und Industrie, den Dienst in der Roten Armee und viele andere Aspekte des Lebens der deutschen Autonomie“.
„Wenn wir über Russland- und Sowjetdeutsche sprechen, bezieht sich dies in erster Linie auf die Deportation. Wenn wir jedoch darüber sprechen, dass die Deportation 80 Jahre her ist, stimmt dies nicht so ganz“, sagt Natalja Rostislawlewa, Direktorin des Deutsch-Russischen Forschungs- und Bildungszentrums und Doktorin der Geschichtswissenschaften. „Ein sorgfältiger Blick in die Archivdokumente aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zeigt, dass es auch in jenen Jahren Deportationen gab. Nicht nur Untergebene des Deutschen Kaiserreiches, sondern auch die in der Hauptstadt und an der Front lebenden Russlanddeutschen, die so genannten „Vertriebenen“, die bereits fünf Jahre im Russischen Reich gelebt haben, wurden deportiert...
Die Autonome Republik der Wolgadeutschen wurde am 7. September 1941 offiziell aufgelöst. Mehr als 400.000 Deutsche wurden in verschiedene Teile Sibiriens und Kasachstans geschickt. Und dies war eine sehr harte Tortur. Die Menschen wurden in sogenannten „Viehwaggons“ transportiert und viele starben schon im ersten Winter durch Hungersnot.
Viele wurden in die Arbeitsarmee mobilisiert. Dies dauerte bis ins Jahr 1946 an. Mehr als 60.000 Menschen starben bei solchen Arbeiten. So ungeheuerlich es auch klingt, die Umsiedlung, Arbeitsarmee und Sondersiedlung waren eine eigentümliche und sehr tragische Grundlage für die Identitätsbildung der sowjetischen Russlanddeutschen“.
„Die Ausstellung hat in erster Linie den Zweck zur Aufklärung, denn zum ersten Mal erfahren die Menschen sowohl in Russland als auch in Deutschland etwas über die Geschichte der Sowjet- und Russlanddeutschen, die Wolgadeutsche Republik, ihr wirtschaftliches Wachstum und ihren kulturellen Aufschwung, den Alltag der Wolgadeutschen, die Hungersnot von 1921 bis 1922, die Deportation und die Folgen des Großen Terrors sowie über den historischen Beitrag der ethnischen Deutschen zur Entwicklung des russischen Staates, einschließlich ihres Beitrags zum Sieg über den Faschismus im Großen Vaterländischen Krieg und die Helden der Sowjetunion und Russlands – die Sowjetdeutschen.
Vielleicht bringt die Ausstellung den einen oder anderen zum Nachdenken und Überdenken seiner Beziehung zu den historischen Ereignissen und dem deutschen Volk, oder sie wird den einen oder anderen überraschen, und was besonders wichtig ist, ist, dass sie jemanden stolz auf sein Volk und seine Zugehörigkeit machen wird“, so Olga Martens, erste Stellvertretende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur, in ihrer Begrüßungsrede.
Die Ausstellung ist bis zum 1. Juli geöffnet.
Die Anmeldung für Einzel- oder Gruppenführungen erfolgt telefonisch: +7 (495) 531-68-88 (200, 203) oder per E-Mail unter info_kultur@ivdk.ru.
Außerdem ist eine persönliche Schutzausrüstung wie Masken und Handschuhe vonnöten.
Das Projekt wird durch das Unterstützungsprogramm für Russlanddeutsche in der Russischen Föderation finanziert.
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