„Die Russlanddeutschen: 50 Jahre gesellschaftliche Bewegung in der Nachkriegszeit: von den ersten Delegationen zur Regierung über die ‚Wiedergeburt‘ zum heutigen System der Selbstorganisation (1964–2014)“

Vom 11. bis 16. Februar 2015 fand in Moskau die 5. Internationale wissenschaftlich-praktische Konferenz zur Geschichte der Selbstorganisation statt.



Wie aus dem Titel ersichtlich, hatte man sich dieses Mal entschieden, die gesellschaftliche Bewegung der Russlanddeutschen in den Nachkriegsjahren zu untersuchen,  die das Ziel verfolgte, die Folgen der ungerechtfertigten Repressalien der Jahre 1941 bis 1955 und  die darauf folgende Diskriminierung in den wichtigsten Bereichen des öffentlichen Lebens, in erster Linie im kulturellen Bereich der deutschen Minderheit, zu überwinden. Ein wichtiges Betätigungsfeld der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen war in den Nachkriegsjahren  der Kampf um die Wiederherstellung der ASSR der Wolgadeutschen, was ebenfalls ein Diskussionsgegenstand war.

Auf der Konferenz wurden recht eingehend die stürmische Entwicklung der Bewegung der deutschen Minderheit zur Zeit der Perestroika sowie ihre Probleme und Widersprüche erörtert. Große Beachtung wurde dem heutigen Stand der gesellschaftlichen Bewegung  der Deutschen und insbesondere verschiedenen Aspekten in der Tätigkeit der Selbstorganisation der Russlanddeutschen geschenkt.

Die 5. Internationale wissenschaftlich-praktische Konferenz wurde von der Assoziation in Zusammenarbeit mit dem Zentrum zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Deutschen Russlands des Instituts für Geschichte und internationale Beziehungen der Staatlichen Universität Saratov „N. G. Černyševskij“ durchgeführt.

Die Veranstalter der Konferenz sind ihren Partnern zu großem Dank verpflichtet:  dem Institut für russische Geschichte an der Russischen Akademie der Wissenschaften und dem Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen Nordosteuropas (Lüneburg, Deutschland).

Auf der Konferenz wurden folgende Schwerpunkte aus der wissenschaftlichen Forschung zur Geschichte der Russlanddeutschen  der Nachkriegszeit beleuchtet und herausgearbeitet:

Teilnehmer der Konferenz waren 49 Spezialisten aus sieben Ländern der Welt (30 aus Russland, sechs aus Kazachstan, fünf aus der Ukraine, einer aus Lettland, einer aus den USA und einer aus Uzbekistan). Unter den Rednern und Referenten waren 14 habilitierte Doktoren, 21 Doktoren und vier Aspiranten. Auf  der Konferenz wurden 54 Vorträge gehalten (wobei einige Konferenzteilnehmer zweimal zu Worte kamen). Gleichzeitig aber hielten es einzelne Fachleute, die die Gastfreundschaft der Veranstalter  in Anspruch nahmen (Übernahme von Reise-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten) nicht für nötig, ihre Vorträge für den Sammelband der Konferenz einzusenden. Angesichts dieses   bedauernswerten Verhaltens  sieht sich  der Vorstand der  Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen gezwungen, künftig in Vorbereitung von wissenschaftlichen Konferenzen bei der Auswahl der Teilnehmer mehr Vorsicht an den Tag zu legen.  

Auf der 5. Internationalen wissenschaftlich-praktischen Konferenz der Assoziation  wurde der Periodisierung der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen in der Nachkriegszeit sowie der Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und  Besonderheiten der einzelnen Entwicklungsetappen  große Bedeutung beigemessen.  Ein wichtiger Diskussionspunkt war das Verhalten der politischen Elite der deutschen Bewegung. Dabei ging es vor allem um solche negativen Aspekte wie die Unversöhnlichkeit von Standpunkten, das Unvermögen und die fehlende Bereitschaft, nach Kompromissen zu suchen sowie  die feindselige Einstellung zum Kontrahenten. Den Ursprung dieser Erscheinung sahen die Konferenzteilnehmer in den Besonderheiten des Nachkriegslebens der Russlanddeutschen, das besondere Formen der Weltanschauung und des Verhaltens der späteren Führungskräfte hervorbrachte.

Erstmals wurde aus wissenschaftlicher Sicht  die Entstehungsgeschichte des heutigen Systems der Selbstorganisation der Russlanddeutschen so ausführlich und umfassend erörtert, wurden seine Struktur und die Funktionsweise dargestellt.

Einen wichtigen Platz nahm auf der Konferenz die Erörterung der wissenschaftlich-praktischen Tätigkeit der  Assoziation ein. Insbesondere wurde eine Reihe laufender  oder in Vorbereitung befindlicher Projekte der Assoziation, wie etwa  die „Neue illustrierte elektronische Enzyklopädie der Russlanddeutschen“, die allgemeine elektronische Datenbank  „Repressive Politik  gegenüber den Russlanddeutschen im 20. Jahrhundert“, ethnografische Expeditionen etc., konkret und kritisch erörtert.

Die Ergebnisse der Arbeit der Konferenz mündeten in eine Resolution  mit einer verallgemeinerten Bewertung der Nachkriegsentwicklung der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen  und  einem Ausblick auf die unmittelbar bevorstehende und zukünftige Tätigkeit der Assoziation. 

Die wichtigsten Konferenzbeiträge wurden im Sammelband veröffentlicht: 

Die Russlanddeutschen: 50 Jahre gesellschaftliche Bewegung in der nachkriegszeit. Von den ersten De-legationen zur Regierung über die „Wiedergeburt“ zum heutigen System der Selbstorganisation (1964–2014) : Konferenzband der 5. Internationalenwissenschaftlich-praktischen Konferenz. Moskau, 11.–16. Februar 2015. Moskau, 2016. 140 S. 

Wissenschaftliche Konferenzen

veranstal­
tungsJahr
Termin Konferenzort Thema der konferenz
2016 28.10–1.11.16MoskauDie Deutschen Russlands im gesellschaftspolitischen Leben des Landes
2015 5.–9.08.15Marx, Gebiet SaratowGründung, Leben und Schicksal der deutschen Siedlungen in Russland
2014 11–16.02.15Moskau„Die Russlanddeutschen: 50 Jahre gesellschaftliche Bewegung in der Nachkriegszeit: von den ersten Delegationen zur Regierung über die ‚Wiedergeburt‘ zum heutigen System der Selbstorganisation (1964–2014)“
2013 24.–28.09.13 KislowodskZweieinhalb Jahrhunderte gemeinsam mit Russland: aktuelle Probleme und strittige Fragen zur Geschichte und Historiografie der Russlanddeutschen
2012 24.–26.08.12MoskauZweieinhalb Jahrhunderte gemeinsam mit Russland (zum 250. Jahrestag des Beginns der Masseneinwanderung von Deutschen nach Russland)
2011 25.–29.08.11SaratowDer erste Abschnitt des Großen Vaterländischen Krieges und die Deportation der Russlanddeutschen: Ansichten und Einschätzungen 70 Jahre danach
2010 20.–24.10.10MoskauDie staatsbürgerliche Identität und Gedankenwelt der Russlanddeutschen in den Jahren des Großen Vaterländischen Krieges und im historischen Gedächtnis der Nachfahren
2009 7.–9.12.09MoskauDie Deutschen im neuen Russland: Probleme und Entwicklungsperspektiven
2008 17.–20.09.08MoskauDie ethnischen Deutschen Russlands: das historische Phänomen des „Volkes auf dem Weg“
2007 29.–30.10.07MoskauHistorische Erfahrungen und aktuelle Probleme der Selbstorganisation der Russlanddeutschen
2006 1.–3.11.06MoskauDer russische Staat, die Gesellschaft und die ethnischen Deutschen: Hauptetappen der wechselseitigen Beziehungen (18.–21. Jh.)
2004 14.–19.09.04SaratowDie Russlanddeutschen in einem Umfeld mit fremden Nationalitäten: Probleme der Anpassung, der gegenseitigen Beeinflussung und der Toleranz
200318-21.11.MoskauКлючевые проблемы истории российских немцев
20024-7.11.MoskauНемецкое население в постсталинском СССР, странах СНГ и Балтии (1956-2000 гг.)
200113-16.10.MoskauНемцы России: социально-экономическое и духовное развитие. 1871-1941 гг.
2000 19.–22.10MoskauDie Sowjetdeutschen in den Jahren des Großen Vaterländischen Krieges und im ersten Nachkriegsjahrzehnt
199917-19.09.MoskauНемцы России и СССР: 1901-1941 гг.
199817-20.09MoskauНемцы России в контексте отечественной истории: общие проблемы и региональные особенности.
1997 26-30.09.AnapaМиграционные процессы среди российских немцев: исторический аспект.
19964-9.09.AnapaРоссийские немцы. Историография и источниковедение.
199525.09.AnapaРоссийские немцы. Проблемы истории, языка и современного положения.
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