Vom 11. bis 16. Februar 2015 fand in Moskau die 5. Internationale wissenschaftlich-praktische Konferenz zur Geschichte der Selbstorganisation statt.
Wie aus dem Titel ersichtlich, hatte man sich dieses Mal entschieden, die gesellschaftliche Bewegung der Russlanddeutschen in den Nachkriegsjahren zu untersuchen, die das Ziel verfolgte, die Folgen der ungerechtfertigten Repressalien der Jahre 1941 bis 1955 und die darauf folgende Diskriminierung in den wichtigsten Bereichen des öffentlichen Lebens, in erster Linie im kulturellen Bereich der deutschen Minderheit, zu überwinden. Ein wichtiges Betätigungsfeld der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen war in den Nachkriegsjahren der Kampf um die Wiederherstellung der ASSR der Wolgadeutschen, was ebenfalls ein Diskussionsgegenstand war.
Auf der Konferenz wurden recht eingehend die stürmische Entwicklung der Bewegung der deutschen Minderheit zur Zeit der Perestroika sowie ihre Probleme und Widersprüche erörtert. Große Beachtung wurde dem heutigen Stand der gesellschaftlichen Bewegung der Deutschen und insbesondere verschiedenen Aspekten in der Tätigkeit der Selbstorganisation der Russlanddeutschen geschenkt.
Die 5. Internationale wissenschaftlich-praktische Konferenz wurde von der Assoziation in Zusammenarbeit mit dem Zentrum zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Deutschen Russlands des Instituts für Geschichte und internationale Beziehungen der Staatlichen Universität Saratov „N. G. Černyševskij“ durchgeführt.
Die Veranstalter der Konferenz sind ihren Partnern zu großem Dank verpflichtet: dem Institut für russische Geschichte an der Russischen Akademie der Wissenschaften und dem Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen Nordosteuropas (Lüneburg, Deutschland).
Auf der Konferenz wurden folgende Schwerpunkte aus der wissenschaftlichen Forschung zur Geschichte der Russlanddeutschen der Nachkriegszeit beleuchtet und herausgearbeitet:
Teilnehmer der Konferenz waren 49 Spezialisten aus sieben Ländern der Welt (30 aus Russland, sechs aus Kazachstan, fünf aus der Ukraine, einer aus Lettland, einer aus den USA und einer aus Uzbekistan). Unter den Rednern und Referenten waren 14 habilitierte Doktoren, 21 Doktoren und vier Aspiranten. Auf der Konferenz wurden 54 Vorträge gehalten (wobei einige Konferenzteilnehmer zweimal zu Worte kamen). Gleichzeitig aber hielten es einzelne Fachleute, die die Gastfreundschaft der Veranstalter in Anspruch nahmen (Übernahme von Reise-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten) nicht für nötig, ihre Vorträge für den Sammelband der Konferenz einzusenden. Angesichts dieses bedauernswerten Verhaltens sieht sich der Vorstand der Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen gezwungen, künftig in Vorbereitung von wissenschaftlichen Konferenzen bei der Auswahl der Teilnehmer mehr Vorsicht an den Tag zu legen.
Auf der 5. Internationalen wissenschaftlich-praktischen Konferenz der Assoziation wurde der Periodisierung der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen in der Nachkriegszeit sowie der Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Besonderheiten der einzelnen Entwicklungsetappen große Bedeutung beigemessen. Ein wichtiger Diskussionspunkt war das Verhalten der politischen Elite der deutschen Bewegung. Dabei ging es vor allem um solche negativen Aspekte wie die Unversöhnlichkeit von Standpunkten, das Unvermögen und die fehlende Bereitschaft, nach Kompromissen zu suchen sowie die feindselige Einstellung zum Kontrahenten. Den Ursprung dieser Erscheinung sahen die Konferenzteilnehmer in den Besonderheiten des Nachkriegslebens der Russlanddeutschen, das besondere Formen der Weltanschauung und des Verhaltens der späteren Führungskräfte hervorbrachte.
Erstmals wurde aus wissenschaftlicher Sicht die Entstehungsgeschichte des heutigen Systems der Selbstorganisation der Russlanddeutschen so ausführlich und umfassend erörtert, wurden seine Struktur und die Funktionsweise dargestellt.
Einen wichtigen Platz nahm auf der Konferenz die Erörterung der wissenschaftlich-praktischen Tätigkeit der Assoziation ein. Insbesondere wurde eine Reihe laufender oder in Vorbereitung befindlicher Projekte der Assoziation, wie etwa die „Neue illustrierte elektronische Enzyklopädie der Russlanddeutschen“, die allgemeine elektronische Datenbank „Repressive Politik gegenüber den Russlanddeutschen im 20. Jahrhundert“, ethnografische Expeditionen etc., konkret und kritisch erörtert.
Die Ergebnisse der Arbeit der Konferenz mündeten in eine Resolution mit einer verallgemeinerten Bewertung der Nachkriegsentwicklung der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen und einem Ausblick auf die unmittelbar bevorstehende und zukünftige Tätigkeit der Assoziation.
Die wichtigsten Konferenzbeiträge wurden im Sammelband veröffentlicht:
08.02.2024
Institut für ethnokulturelle Bildung schreibt den Wettbewerb für studentische Forschungsprojekte zum Thema aus: "Schule, Gymnasium, Universität im russisch-deutschen Diskurs (zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant)".
02.12.2022
In der E-Bibliothek der Russlanddeutschen „RusDeutsch“ gibt es eine Neuerscheinung: 2 (12). Ausgabe des „Jahrbuchs der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen“. Die Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift enthält 13 Beiträge für drei Rubriken: „Geschichte“, „Ethnografie“, „Russland und Deutschland“.
15.10.2022
Ende September fand in Nürnberg die wissenschaftliche Konferenz „Stand und Perspektiven der Erforschung und Vermittlung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen“ statt. Veranstalter: Wissenschaftliche Kommission für die Deutschen in Russland und in der GUS (WKDR) in Kooperation mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR)-
01.07.2022
In der neuen Ausgabe des Jahrbuches der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, das vom Institut für ethnokulturelle Bildung herausgegeben wird, sind Beträge über Schwarzmeerdeutsche, Transkaukasiendeutsche, Wolgadeutsche, sowie über die Briefe der Sondersiedler, ethnische Identität der Deutschen in Russland und in Kasachstan, über die Küche und Hochzeitseinladungen der Wolgadeutschen zu finden.
05.05.2022
Historiker Dr. Alfred Eisfeld erhielt Ende April in Berlin die Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen. Zu seinen Trägern zählen u.a. Dr. Angela Merkel (2014), Bundeskanzlerin, Dr. h.c. Joachim Gauck (2019), Bundespräsident a.D., Klaus Johannis (2010), heute Präsident Rumäniens.
17.02.2022
Das Deutsch-Russische Lehr- und Wissenschaftszentrum der Russischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften (RGGU), das Institut für Ethnokulturelle Bildung und das Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN e.V.) schreiben gemeinsam den 5. Forschungswettbewerb für Bachelor- und Masterstudierende sowie Doktoranden aus.
06.10.2021
Am 2. Oktober verstarb im Alter von 96 Jahren Lew Malinowskij, ein großer wissenschaftlicher Historiker, ein herausragender Forscher der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, einer der Begründer der modernen Geschichtsschreibung der Russlanddeutschen und Gründer der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen.
19.09.2021
Anlässlich des 80. Jahrestags der Deportation der Russlanddeutschen in der UdSSR ist das Buch „Die Republik der Wolgadeutschen“ von Arkadi German im BKDR Verlag erschienen. Aus dem Russischen von Christine Hengevoß.
19.08.2021
Vom 28. bis 29. Oktober findet zum sechsten Mal das jährliche kulturhistorische Seminar für junge Forscher aus Russland und Deutschland statt, die sich mit dem kulturellen und historischen Erbe der Russlanddeutschen beschäftigen. Sie können sich bis zum 15. September bewerben.
09.08.2021
Im Vorfeld des 80. Gedenk- und Trauertages der Russlanddeutschen präsentiert der Internationale Verband der deutschen Kultur (IVDK) das Online-Projekt „Sowjetdeutsche während des Großen Vaterländischen Krieges: Tragödie und Heldentat“. Die Online-Ausstellung haben die Mitglieder des Assoziation-Vorstandes entwickelt.